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ein immersives
Autokino-Musiktheater

Autocalypse

von Bauer ✦ Herzog ✦ Møller ✦ Weyrauch

Das 20. Jahrhundert fiel mit seiner Metalllawine über uns her und beförderte uns ins Zeitalter der Autocalypse: wie Zombies rollen wir durch die Städte und Landschaften, demnächst sogar ganz und gar vom Auto selbst gelenkt. Das Erleben der Welt, medialisiert durch Front- und Heckscheibe.

Autocalypse ist die lustvolle Bearbeitung des widersprüchlichen Verhältnisses Mensch – Auto/Maschine an der Schnittstelle von Musiktheater, immersiver Performance und Installation im Autokino. Im Rahmen einer Prozessförderung des Fonds Darstellende Künste kommen der Kopenhagener Komponist und Sänger Mathias Monrad Møller und die Theatermacher:innen Romy Weyrauch (Dresden), Chris Herzog und Alexander Bauer (peira, Wien und Leipzig) zusammen.

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Gemeinsam nehmen sie das Auto kritisch als Zukunfts- und Auslaufmodell, als ein Schlüsselprodukt kapitalistischer Produktion in den Blick. Das Auto bleibt als Wiedergänger präsent und ist weiterhin positiv konnotiert. Das machen auch die Rettungsfantasien des Techno-Optimisten Elon Musk deutlich, dessen Visionen eine Welt offenbaren, in der Mensch und Auto wieder versöhnlich zusammenleben.

Zeigt sich hier das Neue vor allem im Gewand des Alten? Ist das Auto wie ein Zombie, der – längst tot – weiter auf der Erde wandelt? Unter Rückbezug auf Erzeugnisse der Kulturindustrie – insbesondere Horrorfilme – untersuchen sie, inwiefern unser alltägliches Handeln nicht eigentlich zum Gruseln ist. 

✦ Soundtrack
Autocalpyse ✦

✦ Testreihe mit Kontaktmikrofonen✦

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Das Publikum kommt im eigenen Auto und parkt im Bühnenbild des Bühnenbildnerkollektivs GRIF (Ditte Tygesen und Mikkel Rostrup, Kopenhagen). Es stellt seine Autoradios auf vorgegebene Frequenzen ein und blickt auf eine Spielfläche und eine Leinwand. Der Abend beginnt, wie man es im Autokino erwarten würde: Popcorn, Filmtrailer, gute Stimmung. Doch nach und nach verschieben sich Dinge; Synchronstimmen verändern sich, PerformerInnen aus dem Film werden zwischen den Autos sichtbar, das eigene Auto beginnt, zu sprechen… Das Unbehagen an der Technik, die sich mehr und mehr verselbstständigt, wird zum inszenierten Kontrollverlust.

✦ Testreihe mit Kontaktmikrofonen✦

✦ Horrormusik ✦

✦ Crash Installation ✦

✦ Monsterstimme ✦

✦ Originalbilder von Autos in Flammen ✦

Zur Erstellung der KI-generierten Bilder für "Autocalypse" haben wir einen visuellen KI-Algorithmus  (www.crayon.com) verwendet, der mit einer großen Sammlung von Auto- und Zombie-Bildern gefüttert wurde. Dieser Algorithmus wurde Dieser Algorithmus wurde entwickelt, um neue Bilder zu erzeugen, die die Merkmale von Autos und Zombies aus grotesken Aufforderungen wie "Hyperrealistisches Horror-Zombie-Auto, das ein anderes Auto in einem Autokino frisst" kombinieren.

✦ KI-generierte Bilder ✦

Indem es das KI-Modell mit immer groteskeren Anforderungen konfrontierte, lernte es, seine eigenen einzigartiges Bildmaterial zu erzeugen. Bei diesem Prozess generierte das Modell verschiedene Variationen von Auto-Zombie Auto-Zombie-Bilder zu erzeugen, indem es eine Mischung aus zufälligen Eingaben und Wörtern verwendete und dann die Ergebnisse verfeinerte. Das Ergebnis war ein düsteres und verstörendes Moodboard eines geisterhaften Autokinos.

✦ KI-generierte Bilder ✦

✦ Arrangements der Autos ✦

✦ Visualisierungen auf dem Platz in Hellerau ✦

Das Konzept hinter den Kostümen in "Autocalypse" befasst sich mit der Verwandlung von Autos in lebende Wesen und erforscht die faszinierende Verschmelzung von Mensch und Maschine.

✦ Kostümentwürfe ✦

Durch die Extraktion von Materialien aus den Autos, wie Lack, Leder, Benzin und Rauch, wurden diese Elemente in Kostüme und Requisiten übersetzt. Der Schwerpunkt liegt auf der Erforschung von Oberflächen und Verfallsprozessen, die das Wesen des zombieartigen Zustands der Autos einfangen und gleichzeitig ihre fortwährende Existenz betonen. In dieser Inszenierung haben die Darsteller die ursprüngliche Funktion der Autos übertroffen oder sogar ersetzt und die Grenzen zwischen Mensch und Maschine verwischt. Das Kostümdesign selbst ist eine Studie von Texturen, die Texturen, die von den Texturen der Autos inspiriert sind. Das Ergebnis ist eine Darstellung, in der Mensch und Maschine nahtlos miteinander verschmolzen sind.

✦ Kostümentwürfe ✦

✦ Kostümentwürfe ✦

Was im Heckfenster des Autos gegen den Horizont entschwindet, ist die erste Realität, Raum und Gegenstand der Erfahrung, zugunsten der raschen Ortsveränderung, des Gespürs für die Dinge und Stoffe, die zu Zeichen und Anweisungen werden. Wie Kafka voraussah, setzt der Reiz der hohen Geschwindigkeiten die Identität zugunsten der Konformität herab: am Ende legen das Kino, die Kinetik, dem Auge eine Uniform an.

Paul Virilio ✦ Text: Fahrzeug ✦ in: Aisthesis

✦ Proben ✦

✦ Aufbau der Probensituation ✦

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So wie die BRÜCKE eine STRASSE ist, die den Fluß überquert, so ist die Straße eine Brücke, die den Wald durchquert, sind alle Straßen Brücken, Punkte, die zu Strichen geworden sind, Geraden, die endlos weiterlaufen. [...] Ein wenig wie bei jenem Architekten, für den die Gerade und der rechte Winkel absolute Zeichen von Zivilisation waren, die Geomorphologie aber das Urchaos, so hat offenbar die Popularisierung, das heißt die angebliche Demokratisierung der hohen Geschwindigkeiten die starre Gerade weit über alles Verschlungene gestellt, über die unheilvolle Gestalt der sich windenden Schlange und die Kurve, die das Tempo der Fahrt bremst und durch die Zentrifugalkraft gefährlicher macht; aber das läßt ein mythisches, ein mythologisches Klima auferstehen, in dem es wieder von Drachen, Meeresschlangen und labyrinthischen Gängen wimmelt - Gestalten einer durchquerten, durchfahrenen Welt. Die auf der Windschutzscheibe erscheinende (illusorische) Belebtheit erweitert die Natur um etwas, was ehedem den Fabeltieren zukam.

Paul Virilio ✦ Text: Fahrzeug ✦ in: Aisthesis

✦ Probefahrt im E-Auto ✦

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✦ Proben ✦

Für Virilio führt die Geschwindigkeit logischerweise ins Internet und schlussendlich zum Cyborg, der mit Implantaten die Verbindung zwischen Raum und Zeit aufhebt. Aus diesem Grund muss das Auto mehr werden als Transportmittel. Es wird eine Art Schaltzentrale. Das Fahren wird automatisiert, damit Zeit für etwas anderes ist: Kommunikation. Im Auto läuft das Telefon, Internet und die biometrischen Daten des Subjekts zusammen. Das Auto wird ein Computer auf Rädern. Es ist ein Übergangsobjekt, bis auch die letzten Hindernisse der Materie aus dem Weg geräumt sind. In diesem Sinne arbeiten Virtual Reality und die Automatisierung des Fahrens an derselben Schnittstelle. Die Geräte werden immer näher an den Körper gebracht und es ist nur eine Frage der Zeit bis sie im Körper implantiert werden.

✦ Recherche in der Gläsernen Manufaktur Dresden ✦

✦ Dialog Crash LipSync ✦

✦ Romys Nachtfahrt ✦

✦ Fahrende Pfauen ✦

Künstlerisches Team

Romy Weyrauch studierte in Exeter/GB „Drama“ und bis 2011 in Hildesheim „Kulturwissenschaften und ästhetische Praxis“ mit den Schwerpunkten Theater & Performance. Inszenierungen, ob Bühnenstücke, Video-, Audiowalks, Installationen kamen bisher u.a. zur Aufführung in HELLERAU Dresden, Staatsschauspiel Dresden, tjg Dresden, theaterdiscounter Berlin, FFT Düsseldorf, Maxim Gorki Theater Berlin, Mainfranken Theater Würzburg, Segal Theatre und The Tank New York.

Mathias Monrad Møller ist Komponist und Sänger. Er war Mitglied des Thomanerchors Leipzig und studierte Komposition an der HfMDK Frankfurt/Main, Gesang an der Hochschule „Hanns Eisler“ in Berlin und an der Royal Danish Academy of Music. Seine Werke werden u.a. vom Norwegischen Rundfunk-Sinfonieorchester oder dem Aarhus Sinfonieorchester aufgeführt, und wurden im BR, HR, SWR, WDR, Deutschlandfunk Kultur sowie dem Norwegischen und Dänischen Rundfunk ausgestrahlt.   

Alexander Bauer arbeitet in den Bereichen Performance-Art, Theater und interdisziplinärer Kunst. Studium der Angewandten Theaterwissenschaft in Gießen, an der L’École nationale supérieure d’arts de Paris-Cergy und am Ashkal Alwan Beirut. Unter anderem führte er Ko-Regie mit dem Kollektiv KGI bei„Die Policey – Versuch über die Sicherheit“ (Ringlokschuppen Mülheim, sowie Regie beim Stück „Das verkommene Land“ (Schaubühne Lindenfels, Leipzig). Bauer lebt und arbeitet in Leipzig.

Chris Herzog war Mitglied des Thomanerchors, studierte angewandte Theaterwissenschaft in Gießen und am Ashkal Alwan Beirut. Seit 2015 lebt und arbeitet er in Leipzig als freischaffender Regisseur und realisiert Performance-, Hörspiel-, soziokulturelle und interdisziplinäre Projekte im In- und Ausland. In den letzten Jahren wurden u.a. folgende Projekte realisiert: ›Death Spells‹ (zeitraumexit Mannheim, D-Caf Kairo), ›Das verkommene Land‹, sowie das Online-Festival ›Tender Absence‹ (2020/21).

GRIF ist ein in Kopenhagen ansässiges Szenografenduo. Die Mission von GRIF ist es, künstlerische Ansätze, Methoden und Formen der Zusammenarbeit auf dem Gebiet der Szenografie zu erweitern. GRIF besteht aus der Bühnen- und Kostümbildnerin Ditte Marie Walter Tygesen und dem Bühnenbildner und Architekten Mikkel Sebastian Rostrup. Beide haben ihr Studium an der Danish School of Performing Arts im Jahr 2020 abgeschlossen. Sowohl Ditte als auch Mikkel erhielten 2021 das Ehrenstipendium der Wilhelm-Hansen-Stiftung.

Dank der Unterstützung des Festspielhauses Hellerau konnten wir im Herbst 2022 und Frühjahr 2023 einen Recherche- und Probenprozess durchführen, dessen Ergebnisse hier dokumentiert sind. Autocalypse wurde gefördert vom Fonds Darstellende Künste aus Mitteln der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien im Rahmen von NEUSTART KULTUR.

Kontakt

alexander@peira.space
chris@peira.space
r.weyrauch@yahoo.de
mmonradm@gmail.com

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